Emotionales „Hartz und herzlich“-Jubiläum: Ein kleiner Junge und ein riesiger Moment an der Ostsee
Seit zehn Jahren blickt das RTL2-Format „Hartz und herzlich“ hinter die Fassaden sozialer Brennpunkte und hinein in die Wohnzimmer von Menschen, die am Existenzminimum leben. Seit 2020 strahlt der Sender den Ableger „Hartz und herzlich – Tag für Tag Rostock Groß Klein“ aus. Zum runden Geburtstag spendiert der Sender nun zwei Sonderfolgen zur Primetime, in denen auch die Rostocker Protagonisten eine zentrale Rolle spielen.
Was Siggi und Pamela gemeinsam haben – oder: wen …
Unter dem Titel „Hartz und herzlich – 10 Jahre“ blickt die Produktion, laut Sender, am 6. und 13. Januar, jeweils 20.15 Uhr, auf „ein Jahrzehnt bewegender Schicksale“ zurück. Ein besonderes Highlight der beiden Folgen dabei: Die Protagonisten verschiedener Regionen treffen erstmals aufeinander.

Hartz und herzlich: Ist das die Große Liebe?
Romantik, holprige Neuanfänge und wacklige Herausforderungen: Bei Hartz und herzlich treffen große Gefühle auf wenig Geld und die Tücken des Alltags.
Zum Beispiel wird die Rostockerin Pamela die Rentnerin Siggi aus Magdeburg kennenlernen. Die Chemie zwischen den beiden Frauen, soviel wird vorab verraten, stimmt wohl sofort. Grund dafür könnte sein, dass die beiden einige überraschende Gemeinsamkeiten haben. Unter anderem: den gemeinsamen Ex-Freund Micky.
Ziemlich emotional, auch das wird vom Sender bereits verraten, wird es in Warnemünde, an der Ostsee. Hier erlebt der neunjährige Bryan, der mit seiner Familie die Rostockerin Brigitte in einer Strandbar besucht, Senderangaben zufolge nämlich zum allerersten Mal in seinem Leben das Meer – also, die Ostsee.
Zwischen den Begegnungen, so die Information, strukturiert die Produktion den Rückblick über ein ABC: von „A wie arbeitslos“, über „G wie Glücksmomente“, bis „Z wie Zahltag“. Kommentiert würden die Ausschnitte, Senderinformationen zufolge, von bekannten Gesichtern der Reihe – darunter Elvis und Katrin aus Mannheim, Jens aus Pirmasens sowie Carsten und Jean aus Rostock.
„Empathischer Debattenbeitrag“ oder „Menschenzoo“?
Der Sender RTL2 ordnet das Format als Langzeitbeobachtung des Lebens von Menschen in Armut ein. Die Reihe startete am 20. Februar 2016. Nach Angaben von RTLZWEI und UFA wurden seitdem mehr als 700 Folgen mit zusammen über 37.000 Sendeminuten produziert. Über 500 Menschen seien in 20 Städten begleitet worden. Dokumentiert wurden Alltagsereignisse und besondere Momente – genannt werden zwölf Hochzeiten und die Geburten von 14 Kindern.

Scharfe Kritik an „Hartz und herzlich“
Zeigt das TV-Erfolgsformat „Hartz und herzlich“ soziale Realität oder inszeniert es klischeehafte Armut?
Konstanze Beyer, Programmdirektorin Factual & Doku und Chefredakteurin des Senders, stellt die Reihe als „tragende Säule“ im Programm dar. Das Format habe den Blick auf Menschen verändert, die Sozialleistungen beziehen oder wenig verdienen. Es trage zu einer „empathischen Debatte über Solidarität“ bei, so die Programmchefin.
Das sehen viele auch anders. Kritisiert wird nicht selten, der Sender würde die Protagonisten vorführen und ein verzerrtes Bild von Armut medial erst herstellen. Journalist Hans Hoff, Kolumnist des Medienmagazins DWDL spricht in diesem Zusammenhang etwa von „Menschenzoo“ und „Elendstourismus“.
Der Erfolg des Formats ist indes nicht zu bestreiten: Insgesamt verzeichnet „Hartz und herzlich“ in der RTL+ Mediathek allein etwa über 20 Millionen Abrufe. Ein Beispiel aus Rostock: Die Episode „Der Traum vom eigenen Zuhause“ aus der Rostocker Staffel „Das Wiedersehen“ kam in diesem Jahr auf 815.000 Views. Im Streaming sind die Sonderfolgen übrigens jeweils sieben Tage vorab abrufbar – also pünktlich zum Jahreswechsel.









