Hartz und herzlich

Bürgergeld-Empfänger prahlen im TV mit Sozialbetrug – jetzt äußert sich die Arbeitsagentur

Sozialdokus wie „Hartz und herzlich“ oder „Armes Deutschland“ sind auf RTLZWEI extrem beliebt und erreichen täglich ein Millionenpublikum. Einige Protagonisten geben offen im TV zu, den Staat zu betrügen. Jetzt hat sich erstmals auch die Agentur für Arbeit zu Wort gemeldet.

Einige Protagonisten bei „Hartz und herzlich“ oder „Armes Deutschland“ geben schamlos im TV zu, nicht arbeiten gehen zu wollen. Sie erzählen auch offen, wie sie neben dem Bürgergeld noch mit Schwarzarbeit viel Geld zu kassieren und verraten Tricks, wie man das Jobcenter austrickst.

Es sind Szenen und Aussagen, die fassungslos machen – vor allem bei den Steuerzahlern sorgt das für Kopfschütteln. Die Agentur für Arbeit äußert sich nun erstmals dazu – und erklärt, die Fälle nicht wirklich zu verfolgen.

Sozialbetrug im TV – die krassesten Fälle

Stephan wandert nach Mallorca aus und bezieht Bürgergeld aus Deutschland

Stephan aus
KUKKSI exklusiv: Sozialbetrug im TV – gab es Sanktionen gegen Bürgergeld-Empfänger ausRTLZWEI

Ein prominentes Beispiel ist Stephan aus der RTLZWEI-Sendung „Armes Deutschland“. Der Protagonist ist nach Mallorca ausgewandert und kassiert weiter Bürgergeld aus Deutschland – das ist illegal. Auf der Balearen-Insel verdient er sich mit Schwarzarbeit um die 5000 Euro monatlich dazu. „Da ich keinen Bock mehr habe auf den deutschen Staat und das Sozialsystem sowieso nicht mehr passt, habe ich jetzt ganz andere Pläne“, sagt er bei „Armes Deutschland“. Dass er eine Straftat begeht, ist ihm bewusst – und hat kein Problem damit, das auch offen im TV zuzugeben: „Wenn man es rechtlich sehen würde, würde ich die bescheißen. Das ist korrekt.“

Pascal will mit 23 Jahren schon Rente beantragen

Pascal aus
KUKKSI exklusiv: Sozialbetrug im TV – gab es Sanktionen gegen Bürgergeld-Empfänger ausRTLZWEI

Pascal aus der RTLZWEI-Sendung „Hartz und herzlich“ hat noch nie wirklich gearbeitet – und hat es künftig auch nicht mehr vor. Denn mit seinen 23 Jahren will er Rente beantragen.

Maßnahmen vom Jobcenter hatte er gar nicht erst angetreten oder immer wieder abgebrochen. Schuld waren jedoch immer die anderen: „Ich hab schon viele Maßnahmen gemacht und viele sind gescheitert, weil die Leute sehr unkooperativ waren“, so Pascal bei „Hartz und herzlich“.

Nico nutzt den Staat bewusst aus

Nico und Janine aus
KUKKSI exklusiv: Sozialbetrug im TV – gab es Sanktionen gegen Bürgergeld-Empfänger ausRTLZWEI

Auch der 27-jährige Nico kassiert Geld vom Staat – und will das auch bis zur Rente so durchziehen. „Weil ich der krasseste bin, habe ich keinen 0815-Job nötig. […] Wir sind nicht das Problem, das Problem ist der Staat. […] Ich bediene mich den Mitteln, die mir dieses Land zur Verfügung stellt“, erklärt der Arbeitslose bei „Armes Deutschland“. Und weiter: „Ich weiß, dass ich räudig bin. Ich lebe auf euren Nacken. Ich bin nicht das Problem – ihr müsst den Staat kritisieren, nicht uns. […] Ich überbrücke praktisch meine Geburt bis zur Rente.“

Chris bezieht Bürgergeld und verdient mit Schwarzarbeit zusätzlich tausende Euro

Chris aus
KUKKSI exklusiv: Sozialbetrug im TV – gab es Sanktionen gegen Bürgergeld-Empfänger ausRTLZWEI

Chris aus „Armes Deutschland“ will ebenfalls keiner sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen und lieber als Pornodarsteller durchstarten. Er genießt sein Leben in vollen Zügen – auf Staatskosten. Zwischenzeitlich ging er einem Job als Golfballtaucher nach – das Jobcenter wusste davon jedoch nichts. „Ja, ich gehe so ein bisschen arbeiten, sage ich mal, was nicht angemeldet ist. Bisschen Geld verdienen. Schwarzarbeit kann man sagen. Aushelfen, Schwarzarbeit …“, sagte er bei „Armes Deutschland“. Obendrauf gab er noch Tipps, wie man das Jobcenter am besten austrickst. Chris verkauft zudem noch Gras – ein zusätzlicher Nebenverdienst von rund 2000 Euro im Monat. Und weiter sagt er: „Ich mach lieber schwarz und hab mehr Geld, als wenn ich das angemeldet machen würde. […] Klar weiß ich, dass das ausgestrahlt wird, aber Videobeweise dürfen nicht vor Gericht verwendet werden.“

Gab es Sanktionen gegen die Protagonisten? So reagiert die Agentur für Arbeit

Die Zuschauer fragen sich: Schaut das Jobcenter eigentlich weg? Erstmals hat sich nun die Agentur für Arbeit zu Wort gemeldet und gibt zu, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die RTLZWEI-Formate „Hartz und herzlich“ und „Armes Deutschland“ eher nicht verfolgen.

Denn die Behörde geht davon aus, dass es sich bei den Sendungen um Scripted Reality handelt – also Formate, die teilweise inszeniert sind.

Ist der Behörde jedoch ein Fall von Sozialbetrug bekannt, geht sie dem auch nach. „Eine Berichtspflicht seitens der JC an die Zentrale gibt es bei den von Ihnen genannten Fällen nicht.

Wir gehen aber davon aus, dass die JC – wenn ihnen selbst oder durch Dritte solche Sachverhalte bekannt werden – nachgehen und nachweisbare Pflichtverstöße mit Leistungsminderungen sodann geahndet werden. Denn die Bekämpfung von Leistungsmissbrauch im SGB II hat für die BA eine hohe Priorität.

Mit Anstrengungen, Leistungsbetrug aufzudecken und zu ahnden, wird die BA ihrer Verantwortung gerecht, die Solidargemeinschaft zu schützen und das Vertrauen in den Sozialstaat zu stärken“, sagt die Agentur für Arbeit gegenüber KUKKSI.

Von Oliver Stangl

 

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