Hartz und herzlich

In TV-Dokus prahlen Bürgergeld-Empfänger mit Betrug: So reagieren Jobcenter

RTLZWEI-Sozialdokus wie „Hartz und herzlich“ haben hohe Quoten. Dort geben Protagonisten zu, den Staat zu hintergehen. So reagiert die Arbeitsagentur.

Bei RTLZWEI läuft die Sozialdoku „Hartz und herzlich“ täglich mehrere Stunden. Auch das Format „Armes Deutschland“ erreicht ein Millionenpublikum.

Die Bürgergeld-Dokus treffen offenbar den Nerv vieler Zuschauer, sie erzielen hohe Quoten. Nicht selten geben Protagonisten dort zu, den Staat zu hintergehen oder illegal Bürgergeld zu beziehen.

Es wiederholen sich Aussagen, die bei vielen Steuerzahlern für Kopfschütteln sorgen.

In TV-Dokus prahlen Bürgergeld-Empfänger mit Betrug: So reagieren Jobcenter

Und immer wieder fragen sich Zuschauer: Verfolgen Jobcenter eigentlich solche RTLZWEI-Shows wie „Hartz und herzlich“ oder „Armes Deutschland“? Gab es vielleicht sogar Sanktionen gegen einige der Protagonisten? Hier liefert die Behörde jetzt Antworten.

Die Bundesagentur für Arbeit hat nach Anfrage von Kukksi einige Jobcenter kontaktiert, ob deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die TV-Formate verfolgen.

„Die weiteren Gespräche mit den Kollegen in Jobcenter haben ein Stimmungsbild ergeben, dass die Mehrheit der Mitarbeitenden in den Jobcentern sich diese Sendungen nicht ansieht“, sagt Pressesprecherin Vanessa Thalhammer.

Sie stellt aber auch klar: “Um einen gesamthaften Überblick über alle 303 Jobcenter sowie den auch über 100 zkT (Anm. d. Red., zugelassene kommunale Träger) zu erhalten, müssten Sie bei jedem einzelnen Jobcenter anfragen oder eine Mitarbeiterbefragung unter allen Jobcenter-Beschäftigten initiieren. Deswegen sind die Eindrücke nur stichprobenartig.”

Gab es bereits Sanktionen gegen Protagonisten aus den Bürgergeld-Dokus?

Zahlreiche Zuschauer fragen sich vor allem: Gab es bereits Sanktionen gegen einige Protagonisten aus den Sendungen? „Eine Berichtspflicht seitens der Jobcenter an die Zentrale gibt es bei diesen Fällen nicht. Wir gehen aber davon aus, dass die Jobcenter – wenn ihnen selbst oder durch Dritte solche Sachverhalte bekannt werden – nachgehen und nachweisbare Pflichtverstöße mit Leistungsminderungen sodann geahndet werden.“

Und weiter: „Denn die Bekämpfung von Leistungsmissbrauch im SGB II hat für die BA eine hohe Priorität. Mit Anstrengungen, Leistungsbetrug aufzudecken und zu ahnden, wird die BA ihrer Verantwortung gerecht, die Solidargemeinschaft zu schützen und das Vertrauen in den Sozialstaat zu stärken“, teilt uns die Arbeitsagentur mit.

Bürgergeld-Empfängerin Petra drohte zuletzt die Zwangsvollstreckung, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr zahlen konnte.

„Hartz und herzlich“-Pascal will Rente mit 23 Jahren beantragen
„Hartz und herzlich“-Pascal will Rente mit 23 Jahren beantragenRTLZWEI

Arbeitsagentur vermutet, worum es sich bei „Hartz und herzlich“ handeln könnte

Grundsätzlich hat die Behörde bei Sendungen wie „Hartz und herzlich“ sowie „Armes Deutschland“ aber auch einen anderen Verdacht: „Bei diesen TV-Formaten kann es sich auch um das Genre Scripted Reality handeln. Daher hängt es im Einzelfall davon ab, wie Jobcenter in diesen Fällen nachweisbare Pflichtverstöße ahnden.“

Scripted Reality ist auch bekannt als Drehbuch-Realität oder Pseudo-Dokumentation, die Doku-Elemente und fiktionale Unterhaltung verbindet.

Jobcenter analysiert Bürgergeld-Empfänger

Die Bundesagentur für Arbeit macht deutlich, dass Bürgergeld-Empfänger von den Jobcentern unterstützt werden, wieder in Arbeit zu kommen. „Fakt ist: Im Jobcenter steht der Kunde mit seinen individuellen Fähigkeiten im Zentrum der Unterstützung.

Die Jobcenter unterstützen die Menschen dabei, in Arbeit und Ausbildung zu kommen. Das ist auch Schwerpunkt aller Kolleginnen und Kollegen, die sich täglich im Vermittlungsgeschäft um diese Personen mit den multiplen Problemlagen und Vermittlungshemmnissen kümmern“, teilt die Agentur mit.

Allerdings heißt es auch: „Aus der Praxis wissen wir aber auch, dass es eine verhältnismäßig kleine Gruppe gibt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mit den Jobcentern zusammenarbeiten und ihre Chancen auf eine Arbeitsstelle nicht ergreifen will.

In diesen Fällen halten wir Leistungsminderungen für gerechtfertigt und haben das auch immer so vertreten.“

Zuletzt schockierte die Doku wegen eines Bürgergeld-Empfängers, denn: „Hartz und herzlich“-Pascal will seine Rente schon mit 23 Jahren beantragen.

 

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