Das Leben in Deutschlands Sozialvierteln ist rau, zwischen Alkoholproblemen und Jobcenterbesuchen fristen die Bewohner ihr Dasein. Die RTLZWEI-Sozialreportage „Hartz Rot Gold“ verfolgt den Alltag dieser Menschen.
Während für einen Großteil der Protagonisten ein Arbeitsplatz ein wichtiger Schritt aus der prekären Lage wäre, scheint die Bürgergeld-Empfängerin Jessica ihren neuen Job direkt wieder loswerden zu wollen.

Nach Streik: Bürgergeld-Empfängerin denkt, sie wäre gekündigt
Jessica wohnt mit ihrem Verlobten Olaf in Hamburg-Barmbek, auch der ist Bürgergeld-Empfänger – bereits seit über 20 Jahren.
Vor Kurzem hat die 38-Jährige einen ersten Schritt in Richtung Eigenständigkeit gemacht und einen Minijob bei einer Reinigungsfirma angefangen.
Vom „Hartz Rot Gold“-Team auf die Beschäftigung angesprochen, verrät sie jedoch: „Nein, das hat sich erledigt.“
Für die Bürgergeld-Empfängerin ist die Sache klar: Wegen Demonstrationen, Streiks und ausgefallenem Nahverkehr konnte sie nicht zur Arbeit kommen.
Ihre Frage, ob das Taxigeld erstattet würde, verneint der Arbeitgeber. Daraufhin entschied sie: „Gut, dann komme ich jetzt gar nicht mehr.“
Eine Kündigung wäre die zweite schlechte Nachricht für Jessica innerhalb kurzer Zeit – erst kürzlich nahm das Jugendamt der Bürgergeld-Empfängerin ihren neugeborenen Sohn ab.
Bürgergeld-Empfänger überredet Jessica zu Anruf beim Arbeitgeber
Doch Jessica scheint über den erneuten Absturz in die mögliche Arbeitslosigkeit bei Weitem nicht so negativ gestimmt, wie anzunehmen wäre.
Im Gespräch mit ihrem Verlobten kommt auch heraus: Eine offizielle Kündigung liegt noch gar nicht vor, seit ihrem Fehltag stand die Bürgergeld-Empfängerin nicht im Kontakt mit ihrem – möglicherweise ehemaligen – Arbeitgeber.
Auf Olafs Drängen lässt sich die Hamburgerin zu einem Anruf bei der Reinigungsfirma überreden. Um einen direkten Anruf bei ihrer Vorgesetzten drückt sich Jessica allerdings, was auch Olaf auffällt: „Dann ruf doch deine Vorarbeiterin an, oder ist da irgendwas gelaufen, dass du da Angst hast da anzurufen?“ Jessica stellt klar: „Ne, nur, dass sie ein Biest ist.“ Es hilft alles nichts, am Ende muss der unangenehme Anruf folgen.
Bürgergeld-Empfängerin darf Job behalten – doch sie ist gar nicht begeistert
Doch Jessicas erste Worte am Telefon offenbaren ihre wahren Absichten: „Ich wollte mal fragen, was denn los ist… Weil ich nicht mehr bei euch hinkommen möchte.“
Das bleibt auch der Sprecherin nicht verborgen: „Die Frage ist, ob die 38-Jährige ihre erste Beschäftigung seit zwei Jahren überhaupt behalten will…“ Um die Arbeit drückt sich auch ein Mannheimer Bürgergeld-Empfänger: „Hartz und herzlich“-Pascal will sich mit ärztlicher Hilfe gegen Maßnahmen des Jobcenters wehren.
Jessicas vermeintlicher Plan geht nicht auf – ihre Chefin will ihr nach Rücksprache mit dem Chef noch eine Chance geben. Selbst den unentschuldigten Fehltag lässt sie durchgehen.
Begeisterung zeigt Jessica darüber jedoch kaum. Ganz anders Olaf, der jeden zusätzlichen Euro neben dem Bürgergeld zu schätzen weiß: „Ich find’ das prima. Ich würde mich doch ein bisschen freuen.“ Jessica behauptet zwar, sich innerlich zu freuen – doch eigentlich wäre ihr die Kündigung wohl lieber gewesen.